Montag, 03.09.2012
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Bei der Stadtrundfahrt |
Eine Stadtrundfahrt mit Führung steht im Programm und morgens
um 10 Uhr spazieren eine ganze Ladung Crossed Swords vom Hotel aus runter an
den Bus. Ich bin mir nicht ganz sicher, hieß unsere Führerin Nela? Oder
jedenfalls so ähnlich. Ziemlich resolut, klar und deutlich erklärte uns Nela
ihre Stadt, die sie auch richtig liebt ;-)
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Die Lomonnossov Universität im Zuckerbäckerstil |
Moskau hat also 12 Millionen Einwohner und die Stadt möchte
sich in den nächsten Jahren sogar noch verdoppeln. Kürzlich wurde die 186.
Metrostation eröffnet, bis ins Jahr 2015 sollen schlappe 70 neue Stationen
gebaut werden. Allerdings ist die Stadt relativ grün, erklärte Nela. Pro Kopf
gebe es 18 Quadratmeter Grünfläche. Die Wolkenkratzer machen am Montagmorgen
ihrem Namen alle Ehre. Richtig teuer sind die Mieten in der Hauptstadt.
Wo haben die nur das Geld her, für diese ganzen
Erweiterungen? Wenn bei uns im Dorf eine Straße geteert werden soll, weil die
Schlaglöcher unerträglich werden, beutelt das den Kämmerer. Naja, jedenfalls
haben sie in Moskau den Asphalt in den Straßen erneuert. Einmal wunderte ich
mich, dass die Straße so nass war und vermutete Regen. Nix da, die reinigen den
Teer mit Wasser und spritzen die Straße sauber. Überhaupt sehe ich, vor allem
um den Red Square, Straßenkehrer ohne Ende. Kein Platz der Welt ist so sauber,
wie der Rote. Rot habe früher schön bedeutet, erklärte übrigens Nela.
Auf den sauberen und frisch geteerten Straßen fahren wir
also mit dem Bus durch die Südstadt und an die Lomonossov-Universität, die zur
Zeit der Kaiserin Elisabeth gegründet wurde. Wir machen einen kleinen Stopp zum
Fotografieren und an Marktständen bieten Händler allerlei Gruscht für Touris
an.
Das Uni-Gebäude
wurde im stalinschen Zuckerbäckerstil errichtet, die Turmspitze war sogar von
Stalin höchstpersönlich gefordert worden. Übrigens studierte Michail Gorbatschow
auf dieser Uni, an der 30 Fakultäten sind. Rund 40000 Jugendliche studieren
dort.
Nela gibt einen kurzen Einblick in die Erziehung und
Schule der Kinder. Mit 6 oder 7 Jahren kommen die Kinder in die Schule, was die
Eltern entscheiden. Dort bleiben sie 11 Jahre und legen eine Reifeprüfung ab
oder sie können auch nach 8 Jahren bereits eine berufliche Richtung
einschlagen. Es gab zu wenig freie Kindergartenplätze, was aber besser geworden
sei. Wenn Eltern auf Großeltern zurückgreifen könnten, sei das ideal, da beide
Elternteile arbeiten sollten. In Deutschland ist das auch nicht anders.
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Olympiahalle |
Wir fahren weiter und Nela zeigt uns aus dem Bus heraus
den Zirkus. Zwei Kilometer ist die Sperlingsbrücke lang, wir fahren am imposanten
Haupt-Olympiagebäude vorbei, mitten in der Stadt ist eine Skischanze. Überhaupt
wird der Sport in Russland wohl sehr gefördert.
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Das Kinderspielzeug neben den Soldatenmützen kommt scharf |
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Matruschkas und andere Staubfänger |
Die Stadt feierte am 1. September ja seinen 865.
Geburtstag. Aus den Nachrichten erfahre ich, dass Wladimir Putin auf dem Roten
Platz gesagt habe: »Moskau ist nach wie vor ein Sinnbild unserer Staatlichkeit,
das wirtschaftliche, politische und geistige Zentrum unserer Heimat«. Überall
ist die Stadt mit bunten Fahnen geschmückt, superhübsch.
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Überall Fahnen... hübsch ;-) |
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Jungfrauenkloster: Scheidung auf adelig |
Wir fahren durch den Ortsteil Chamoniki, wenn man das so
schreibt, zum Jungfrauenkloster. Dorthin wurden unbequeme Gemahlinnen der
Großkopferten abgeschoben. Also selber denken und eigene Meinung haben, ging
nicht, also Scheidung auf Russisch war das zur Zarenzeit. Die erste Gemahlin
von Zar Peter war demnach im Kloster, da sie sehr hübsch, aber eifersüchtig
gewesen sein soll. Männer…
Wir steigen für ein paar Minuten aus und können
fotografieren, *juhu… An dem kleinen See sitzen Maler, die typische
Moskau-Motive malen. Ich kaufe ein hübsches kleines Winterbild von der
Basiliuskathedrale für 500 Rubel.
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Pause am See |
An der Mosqua fahren wir vorbei an und Nela erklärt, dass
deutsche Autos beliebt seien, vor allem Mercedes. Haya, denke ich, kaufet nur,
dann steigt der Umsatz im Ländle und unserer Industrie geht’s gut ;-)
Eine Straße ist 19 Kilometer lang. Überall stehen die
niedlichen Kirchen mit den Zwiebeltürmen, teils sind sie auch wuchtig und
imposant. Was da Geld drin steckt, obwohl das Volk so arm war. Wir fahren am Gorki-Park
vorbei… da würde ich auch mal gerne bummeln, über die Krimbrücke und zum
Petersdenkmal, welches mit überwältigenden 96 Metern aus dem Wasser ragt und zu
den 100 größten Denkmälern der Welt gehört.
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Ich am Petersdenkmal |
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Also das riesige Teil ist wirklich nicht der Hit. Hoffentlich stellt mir niemand mal sowas in den Garten... |
Aus Bronze ist die Statue gegossen
und wurde erst 1997 errichtet. Anlass war der 300. Jahrestag der russischen
Flotte. Zar Peter I. der Große steht auf einem einmastigen Schiff mit drei
Segeln. Die Flaggen auf dem Schiff tragen Andreaskreuze *hihi… Die Kosten für
das beeindruckende Monument werden auf 15-20 Millionen Dollar geschätzt und die
Öffentlichkeit lehnte dies größtenteils ab, zudem gefalle den Moskauern die
Statue nicht, sogar Boris Jelzin findet sie hässlich, las ich nach. Sie steht
sogar in der Liste der hässlichsten Statuen der Welt, auch ein Rekord. Im Juli 1997
wurde ein Sprengstoffanschlag darauf verhindert. Jetzt soll das Teil versetzt
werden, nur ein neuer Standort ist noch nicht klar. Manche Moskauer wollen es
auch bei der Altmetallabfuhr vor die Tür stellen.
Wir bekommen noch einen Einblick in die Geschichte des
Roten Platzes und in den Bau der schmucken Basiliuskathedrale und haben dann
frei bis ca. 18 Uhr.
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Tauben füttern... |
Endlich kann ich auf Fototour gehen und genieße es,
wieder meine Kamera im Einsatz zu haben. Ich wusste nicht, dass ich sie so
vermisst habe. Ich laufe eine Tour über den Roten Platz und rund um den Kreml
herum. Das Wetter ist spitze für Aufnahmen, der Himmel ist zwar größtenteils grau,
aber die Sonne wirft meist noch ein prima Licht durch einen Schlitz im
Wolkendach. Das gibt eine dramatische Stimmung auf den Bildern, juhu…
Da ich Musiker bin, darf ich in die Arena und das mache
ich auch. Alles ist leer, nur ein paar Kameraleute richten ihre Gerätschaften
aus und so falle ich gar nicht auf. Ich gehe auf die Tribüne, ganz nach oben
und mir rast das Herz. Von dort aus habe ich den besten Blick auf die
Basiliuskathedrale, das Kaufhaus Gum, den Kreml, den Spasski-Turm, sogar bis
runter an die Mosqua und das Museum. Ich kanns nicht fassen, es ist einfach
spektakulär dort. Freu mich schon auf die Bildbearbeitung im Photoshop.
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Links die Kremlmauer, geradeaus das Museum, rechts das Gum |
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Dem Erbauer der Basiliuskathedrale wurde nach Fertigstellung des Gebäudes beide Augen ausgestochen, damit er nicht nochmals so ein hübsches Bauwerk errichten kann. Tolle Sitten damals... |
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Das Kaufhaus Gum |
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Der Spasskiturm |
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Wachwechsel am Grab des unbekannten Soldaten |
Ich
ging runter an der Mosqua entlang, vorbei am Grab des unbekannten Soldaten und
durch den Park wieder zurück. Schon zäh, wie der Stechschritt der Soldaten
aussieht. Ich hatte Glück und kam gerade zur Wachablösung, so dass ich nochmals
super Motive vor die Nase bekam. Vor dem Museum gab Brian ein Ständchen und ich
ging mit bester Laune in unseren Raum, um mich ins Fulldress zu schwingen.
Das Essen war nicht mein Fall, aber ich hatte zuvor Chips
gekauft – Geschmacksrichtung Gurke – die schmeckten ganz okay.
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Man findet zwar nur wenige Mülleimer in Moskau, aber zig Straßenfeger. Der Rote Platz ist immer supersauber. |
Die
Show war super, noch nie mussten wir im Regen spielen. Was haben wir für ein
Glück! Aber danach war ich sowas von platt, dass ich im Hotel nur schnell
E-Mails checkte und mir dabei fast die Augen zufielen.
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